FORTSETZUNG DER OPERN-DEBATTE IN DÜSSELDORF

Kaum ist das schwarz-grüne Rathausbündnis geschmiedet, bricht sich durch anhaltende bauliche Mängel die Diskussion über eine Sanierung oder den Abriss des Operngebäudes an der Heinrich-Heine-Allee ihren Bann. Das Haus ist derart marode, dass eine der ersten politischen Entscheidungen der neuen Ratsmehrheit einer erneuten Finanzspritze für zwingend notwendige Sanierungsmaßnahmen zur Aufrechterhaltung des Spielbetriebes galt.

Grund genug für die Düsseldorfer Kultur-Beratungsgesellschaft ProjektSchmiede, daran zu erinnern, dass es Zeit wird, die vier möglichen Denkmodelle – (1) Sanierung Bestandsgebäude, (2) Sanierung und Erweiterung Bestandsgebäude, (3) Abriss Bestandsgebäude und Neubau an gleicher Stelle und (4) Abriss Bestandsgebäude und Neubau an anderer Stelle – nun zeitnah so zu untersuchen, dass es zu einer wegweisenden Entscheidung des Stadtrats kommen kann.

Dabei sehen Architekt Jan Hinnerk Meyer (55) und Kulturmanager Dr. Hagen W. Lippe-Weißenfeld (45) die grundsätzliche Frage „Was für eine Oper in welcher Größenordnung mit welchen Funktionen möchte Düsseldorf zukünftig haben?“ im Zentrum der Debatte.

Um sich dieser Frage zu nähern, ist es hilfreich, sich an einem Beispiel eines Operngebäudes zu orientieren, was weltweit als „state of the art“ gilt: Die Königliche Oper Kopenhagen. Deren Neubau des berühmten dänischen Architekten Henning Larsen wurde 2004 am Holmen eröffnet und hat einen Footprint von 100 x 170 m.

Würde man das Kopenhagener Vorbild als Maßstab für Düsseldorf ansetzen, scheiden alle innerstädtischen Standorte aus, weil deren Grundflächenangebot zu klein ist. Einzig der Rheinpark an der Cecilienallee käme mit einem verfügbaren Baufeld von 148 x 241 m grundsätzlich in Frage. Das Grundstück wird durch viele zusätzliche Punkte attraktiv: Stadtbildprägende Lage am Wasser, Möglichkeit für eine Dachterrasse und Räumlichkeiten zum Feiern, die die sanierungsbedürftigen Rheinterrassen dauerhaft ablösen könnten. Zudem eine sehr gute ÖPNV-Anbindung durch die U79. Das gleiche gilt für die PKW- und Fahrrad-Anbindung. Eine neue Oper unmittelbar am Rhein wäre eine Landmark für die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt und könnte städtebaulich die attraktive Rheinpromenade in Richtung Norden extrem aufwerten.

Footprints im Überblick:

Oper Kopenhagen: 100 × 170 m
Derzeitiger Standort Heinrich-Heine-Allee: 51 × 91 m
Karstadt-Gebäude Schadowstraße/Tonhallenstraße: 57 x 120 m
Kaufhof-Gelände Schadowstraße/Tonhallenstraße: 75 × 77 m
Landzunge am Landtag: 50 × 278 m
Rheinpark an der Cecilienallee: 148 × 241 m

Die ProjektSchmiede-Gründer zeigen mit Ihren Entwürfen für die Heinrich-Heine-Allee, den Standort Schadowstraße/Tonhallenstraße und den Hafen (Kesselstraße), welche Chancen in einem multifunktionalen Opern-Neubau stecken. Nicht zuletzt die auf viele Standorte in Düsseldorf und Duisburg verteilten Operndepots könnten mit einem Neubau aufgelöst werden. Es ergäben sich zahlreiche Synergieeffekte, die genutzt werden sollten. Ein neues Opernhaus inklusive Seitenbühnen, die es heute nicht gibt, kann technisch so ausgestattet werden, dass es ein Vorbild für alle Opernhäuser weltweit sein könnte. Wer sich vergegenwärtigt, dass 80% der Kulturbauten in Deutschland sanierungsbedürftig sind und das Beispiel der aus dem Ruder laufenden Opernsanierung in Köln mit explodierenden Kosten vor Augen hat, der versteht, warum die „Phase Null“ des Denkens, Abwägens und Diskutierens über diese für Düsseldorf geradezu epochale Entscheidung so wichtig ist.